ChatGPT für Selbstcoaching: So stellst du es richtig ein
Kann eine KI dein persönlicher Coach sein? Nicht im klassischen Sinne. Aber mal ehrlich: Kann ein Buch das? Ein Kalender? Eine Notiz-App? Genau. Alles Werkzeuge. Und ChatGPT ist eins davon.
Wenn du weißt, wie du es einstellst und nutzt, dann kommt es in manchen Bereichen einem persönlichen Coach sehr nach: Es fragt nach, hilft dir, Gedanken zu sortieren, Muster zu erkennen, Ziele zu formulieren und Zweifel zu verstehen.
In diesem Artikel zeige ich dir nicht alle Funktionen, sondern nur die, die ich persönlich für essenziell halte, für jemanden, der ChatGPT als Coach nutzen möchte.
Vergleich: ChatGPT vs. menschlicher Coach
Bevor du mit falschen Erwartungen loslegst. Nicht alles im Bereich persönlicher Entwicklung braucht einen Coach oder ein Seminar. Manche Aufgaben brauchen einfach nur Struktur, Fokus und die richtigen Fragen zur richtigen Zeit.
Was klappt mit ChatGPT ziemlich gut?
✓ kluge Fragen stellen
✓ Gedanken sortieren & visualisieren
✓ Perspektivwechsel ermöglichen
✓ emotional neutrale Rückfragen liefern
✓ Notizen, Bilder oder Ideen verarbeiten
Was kann ChatGPT nicht ersetzen?
✘ echtes Mitgefühl
✘ Verständnis für Körpersprache
✘ Gruppenzugehörigkeit
✘ psychologische Begleitung in schweren Krisen
ChatGPT ist kein Mensch. Aber es kann schon jede Menge, wenn du seine Ausgaben nicht passiv konsumierst, sondern aktiv als Denkpartner (und Coach) nutzt.
Wie konfigurierst du es für diesen Fall?
1. Datenkontrolle und Datenschutz
Wenn du mit ChatGPT über persönliche Themen sprechen willst – egal ob Ziele, Zweifel oder innere Konflikte – dann brauchst du die Gewissheit, dass das, was du sagst, nicht weiterverarbeitet, nicht ausgewertet, nicht zu einem Teil des KI-Modells gemacht wird.
Es ist dein Gespräch. Es bleibt dein Gespräch. Aber nur, wenn du vorher deine Einstellungen zur Datenkontrolle prüfst.
Deshalb starten wir mit dem, was ich bei jedem neuen ChatGPT-Account als Erstes checken würde: die Datenkontrolle. Du findest sie in deinem Account.
Klick auf deinen Avatar, dann auf die Einstellungen und wähle Datenkontrolle.

Schalte die Verwendung deiner Daten für das KI-Training aus. Das heißt, dass die Daten, die du eingibst, nicht von ChatGPT als Datenbasis verwendet werden.
Auch wenn du diese Funktion ausschaltest, denke daran: Du solltest nie echte Namen, Adressen oder andere sensible Daten in KI eingeben. Nicht in ChatGPT, nicht in anderen KI-Chatbots, wie Gemini, Co-Pilot, Grok oder Claude. Auch nicht beim ausgeschalteten Training: sicher ist sicher.
2. Personalisierung & Erinnerungen
Wenn du ChatGPT regelmäßig nutzt, dann kennst du das: Du hast verschiedene Chats für verschiedene Themen – und ChatGPT bleibt in jedem davon ganz ordentlich bei der Sache. Innerhalb eines Chats erinnert es sich an das, was ihr gerade besprecht.
Aber: Sobald du einen neuen Chat startest, ist alles weg.
Es ist ein bisschen, als würdest du jede Woche zu einem neuen Coach gehen – und wieder bei null anfangen: „Hallo, ich bin übrigens …“ Damit ChatGPT dich wirklich unterstützen kann, braucht es Kontext. Und das ändert sich bei dir nicht täglich. Wäre also schön, wenn man es irgendwo einmal speichern könnte.
Diesen Kontext kannst du über zwei Funktionen festlegen: „ChatGPT individuell konfigurieren“ und „Erinnerungen“.
ChatGPT individuell konfigurieren: Sag, wer du bist
Das ist die aktive Variante: Du gibst selbst an, was ChatGPT über dich wissen soll – und es nutzt diese Infos in allen neuen Chats.
Zu finden unter deinem Avatar → ChatGPT individuell konfigurieren oder Einstellungen → Personalisierung → Individuelle Hinweise. Beide Wege führen zum gleichen Bildschirm:

Du kannst dort vier Felder ausfüllen – alle optional, aber einige davon sind im Coaching-Kontext wirklich hilfreich:
Feld | Was ist hier sinnvoll? |
---|---|
Wie soll dich ChatGPT ansprechen? | Wenn du es persönlicher willst: Vorname, Kosename, Künstlername – alles geht. „Hey Nutzer“ klingt jedenfalls nicht nach Coaching-Beziehung. |
Was machst du beruflich? | Super wichtig! Wenn ChatGPT weiß, worin du gut bist, kann es Beispiele und Metaphern besser anpassen. Ob Arzthelferin, Systemadmin oder Grafiker – schreib’s rein. |
Welche Eigenschaften soll ChatGPT haben? | Hier definierst du die Coach-Rolle. Nicht einfach nur „Coach“, sondern konkret: Karriere-Coach? Achtsamkeit? Motivation? Journaling? (Ja, gibt’s!) |
Gibt es sonst noch etwas, das ChatGPT über dich wissen sollte? | Deine persönliche Anamnese: Ziele, Stärken, Baustellen. Tipp: psychologische Tests können helfen, hier gute Stichworte zu finden. |
Unter Coach-Eigenschaften bitte nur das eintragen, was wirklich wichtig ist. ChatGPT kann viel – aber keine eierlegende Wollmilchsau sein. Hier einige Ideen, wie man die Rolle von ChatGPT definieren kann, je nach Coaching-Zielen.

Erinnerungen: Dein Coach macht sich Notizen
Das ist die passive Variante: ChatGPT merkt sich Dinge über dich – von selbst. Wie kleine Randnotizen im Gespräch. Du sagst was, und ChatGPT denkt: Das ist wichtig, und speichert es.
Die Funktion heißt schlicht „Erinnerungen“.
Wann speichert es was? Gute Frage. Die Kriterien sind nicht öffentlich. Aber du kannst es selbst auslösen, zum Beispiel mit:
- „Bitte merke dir, dass …“
- „Erinnere dich daran, dass …“
- „Ich möchte, dass du dir merkst …“
Das ist wie beim echten Coach: „Schreib dir das bitte auf.“ Und beim nächsten Treffen weiß er’s noch.
Bevor du die Funktion testest, prüfe, ob sie eingeschaltet ist. Das geht unter Einstellungen → Personalisierung → Erinnerungen:

Jetzt kannst du testen, ob ChatGPT die Erinnerungen tatsächlich speichert. Fange deinen nächsten Prompt mit einem der Sätze an, die die Erinnerungsfunktion triggern. Wie in diesem Beispiel „Bitte erinnere dich daran …“:

Wenn’s klappt, bekommst du eine kleine Meldung: „Gespeicherte Erinnerung aktualisiert“
Mit Klick darauf siehst du, was gespeichert wurde – und kannst es dort auch wieder löschen.
Und das solltest du auch regelmäßig tun. Denn Erinnerungen gelten über alle Chats hinweg. Wenn da zum Beispiel steht: „Der Nutzer fühlt sich überfordert“, dann begleitet dich ChatGPT in allen zukünftigen Gesprächen mit genau dieser Brille. Auch wenn du längst wieder voll auf Spur bist.
So wird ChatGPT ein besserer Coach:
- Erinnerung aktivieren.
- Regelmäßig reinschauen.
- Veraltete Infos löschen.
So vermeidest du Missverständnisse – und hast den Coach, der immer auf dem Laufenden ist.
3. Chats umbenennen & organisieren
Viele machen den gleichen Fehler: ein großer Chat für alles. Bis es nicht mehr geht. Ein endloser Scroll-Albtraum. Arbeit, Beziehung, Midlife-Crisis, Ideen für den Geburtstag deiner Katze – alles landet in einem Chat. Wenn dann nichts mehr geht, neuen Chat starten.
ChatGPT lebt vom Kontext. Wenn der Kontext einem Mülleimer gleicht, dann kommt am Ende – was? Genau.
Daher: Nutze neue Chats wie neue Coaching-Sessions. Jedes Thema (oder Datum) bekommt seinen eigenen Raum. Kann somit jederzeit gefunden, fortgesetzt oder auch gelöscht werden.
Und du kannst sie über Wochen hinweg parallel führen. Mit einem echten Coach wäre so ein Verfahren undenkbar.
Namen für deine Chats
ChatGPT gibt jedem neuen Chat automatisch einen Titel. Der basiert auf deiner ersten Eingabe – eine Art „semantische Zusammenfassung“. Und das klingt dann gern mal so:
- „Gedanken zur Veränderung“
- „Antwort auf Reflexion“
- „Entscheidungsfindung nach Prioritäten“
Klingt tiefgründig. Ist aber null hilfreich, wenn du später was schnell wiederfinden willst.
Deshalb benenne deine Chats selbst um. Hier zwei einfache Methoden – kombinierbar:
Methode | Beschreibung |
---|---|
Nach Thema | z. B. „Mindset“, „Zielklärung“, „Werte-Coaching“ |
Nach Datum | z. B. „Journaling 2025-05-17“ oder „Wochenreflexion KW20“ |
Ich nutze zusätzlich noch Emojis als visuelle Marker:

Ergebnis: Ich sehe auf einen Blick, was wichtig ist – und was wegkann. Spontan-Chats ohne Emoji? Fliegen regelmäßig raus. Digital aufräumen = mental aufräumen.
Und wenn du bis jetzt ChatGPT nur zum Herumprobieren genutzt hast und die Liste deiner Chats sieht aus, wie Altpapierkorb, dann lösche alles. Ja, wirklich. Einmal aufräumen. Einmal neu anfangen. Die Einstellung findest du unter Allgemein -> Alle Chats löschen.
4. Audiomodus: für Selbstcoaching geeignet?
Mit einem menschlichen Coach kannst du reden – mit ChatGPT auch. Audiomodus an – und los geht’s.
Du kannst die Stimme, mit der ChatGPT spricht, selbst wählen. Gehe dazu in die Einstellungen → Sprache & Stimme:

Die Auswahl ist überschaubar – die Entscheidung fällt also leicht.
Die gewählte Stimme gilt nicht nur für den Audiomodus, sondern auch für das Vorlesen einzelner Antworten. Sehr praktisch, wenn du unterwegs bist oder den meditativen Text vorlesen lassen willst.
Meine Kritik
Auch wenn der Audiomodus sich nach einem echten Coaching-Erlebnis anhört, halte ich ihn – gerade fürs Selbstcoaching – für nur bedingt hilfreich:
- Gesprochene Antworten sind weniger strukturiert
- Es gibt keine Hervorhebungen oder Absätze
- Und ChatGPT fällt dir ins Wort, wenn du mal kurz nachdenkst
Gerade dieses „Ins-Wort-Fallen“ ist – sagen wir mal – im Coaching nicht ideal. Man kann es etwas abfedern, z. B. mit „Bitte antworte erst, wenn ich ‚Jetzt DU‘ sage.“ Das funktioniert manchmal. Aber von echter Kommunikation ist das noch weit entfernt.
Tipp: Diktieren statt Schreiben
Wenn du langsam tippst – oder deine Gedanken schneller kommen, als du sie tippen kannst – dann ist Diktieren echte Hilfe.

Du sprichst, ChatGPT macht daraus Text – und du kannst den Text vor dem Absenden noch bearbeiten. Das ist der große Unterschied zum Audiomodus.
Hier drei Audio-Funktionen von ChatGPT in Übersicht:
Funktion | Wann hilfreich |
---|---|
Diktieren | Wenn du langsamer schreibst, lieber sprichst oder schneller loslegen willst |
Vorlesen | Wenn du lieber hörst als liest |
Audiomodus | Für Experimente okay, aber nichts für tiefes, ruhiges Nachdenken |
5. Dateien & Bilder: So gibst du deinem Coach Kontext
Wenn du mit einem echten Coach arbeitest, dann redest du nicht nur. Du bringst auch was mit: ein Workbook, ein Test-Ergebnis, eine Mindmap. Warum nicht auch bei ChatGPT?
ChatGPT kann Dateien analysieren und kommentieren. Einfach hochladen – und fragen.

Zum Beispiel: ein Workbook hochladen und dann prompten: „Ich hänge bei Übung 5 im Workbook. Wo blockiere ich mich selbst?“.
Nicht nur Texte, auch Bilder sind etwas, womit eine Coaching-Situation nachgestellt werden kann. Zum Beispiel: Ein Social-Media-Post löst etwas aus – du weißt aber nicht, warum. Screenshot machen, hochladen, fragen: „Was genau triggert mich hier?“.
ChatGPT kann Text im Bild erkennen. Und es wird seine Antwort dazu mit deinem Kontext verknüpfen. Das musst du unbedingt ausprobieren.
Datenschutz: Sei vorsichtig mit sensiblen Bildern. Obwohl OpenAI angibt, Daten nicht ohne Zustimmung für das Training zu verwenden, würde ich trotzdem keine persönlichen oder vertraulichen Fotos hochladen.
6. Deep Research & Reasoning: Mal nachdenken
Manche Fragen sind zu groß oder zu schwer für eine schnelle Antwort.
Genau dafür gibt es zwei Funktionen bei ChatGPT, die gern mal in einen Topf geworfen werden, obwohl sie ziemlich verschieden ticken: Deep Research und Reasoning (Denke länger nach).

Deep Research – wenn dein Coach für dich recherchiert
Deep Research ist der Modus für externes Wissen. ChatGPT geht für dich ins Netz, sucht seriöse Quellen und gibt dir eine ausführliche Zusammenfassung. Und mit „ausführlich“ meine ich, dass du auf eine simple Frage eine ganze Abhandlung bekommst.
Hier ist ein Beispiel für meine Anfrage zur gesamten Bibliografie von Vadim Zeland:

Ich hatte die Anfrage abgeschickt und habe mir erst mal eine Tasse Tee gemacht. 18 Minuten später hatte ich 31 Seiten(!) an sorgfältiger Recherche, die über 21 Quellen (Internetseiten) ging. Die Qualität der Recherche lässt sich sehen lassen.
Im Coaching-Kontext ist es vergleichbar mit der Frage: „Was sagt eigentlich die aktuelle Forschung zum Thema subliminale Botschaften?“ Dein Coach steht auf, holt Bücher, Studien, Artikel, öffnet Internet – und fasst dir das Wichtigste im KI-Tempo zusammen. Objektiv, tagesaktuell, ohne eigene Brille oder Vorurteile.
Deep Research ist somit kein Dialog aus dem Nichts. Es ist eine Frage, die dir als Antwort viel Stoff zum Lesen und Nachdenken bringt. Du kannst aber natürlich im Chat weitere Fragen zu dem Ergebnis stellen.
Grundsätzlich sind solche Anfragen nützlich, wenn du aktuelle Infos – z. B. bei gesellschaftlichen oder psychologischen Trends – benötigst.
Reasoning – wenn dein Coach gründlich nachdenkt
Reasoning ist keine Recherche – sondern intensives Nachdenken. Oder besser: ChatGPT reflektiert eigene Antwort, bevor es sie ausgibt. Es prüft seine Antwort auf logische Brüche, gleicht sie präziser mit deinem Kontext ab und fasst mehr angrenzende Themen als bei einer normalen Antwort.
Solche Antworten sind besonders hilfreich, wenn du dich in Gedanken verheddert hast – wenn alles irgendwie gleich wichtig klingt und du den roten Faden suchst.
Beispiel: Du hast drei Jobangebote. Alle klingen gut. Aber du weißt: Wenn du dich falsch entscheidest, wirst du dich ärgern.
Ich habe A, B und C zur Auswahl. Hilf mir bitte, das Ganze strukturiert durchzudenken – inklusive möglicher Kompromisse, Werteabgleich und Langzeitwirkung.
Die Antwort wird langsamer, geht aber tiefer und ist strukturierter.
Funktion | Wenn du sie brauchst |
---|---|
Deep Research | Für neues Wissen, externe Perspektiven, Studien, Theorien |
Reasoning | Für Entscheidungsfragen, Konfliktanalysen, tiefe Analysen |
7. GPTs: Vorgebaute Spezial-KIs
Zum Schluss erkläre ich dir noch, was GPTs sind und warum sie im Coaching-Kontext mit Vorsicht zu genießen sind.
Du findest sie in deinem Account oberhalb deiner Chat-Liste oder über diesen Link:

Hier gibt es Tausende dieser vorgefertigten Mini-KIs. Vom Journaling-Buddy bis zum Karriere-Coach. Und einige davon klingen wirklich gut.
Was sind GPTs genau? Es sind ChatGPT-Varianten mit einem „Start-Prompt“ im Gepäck und ein paar Konfigurationen. Sie werden von Menschen erstellt, die kostenpflichtige ChatGPT-Accounts haben. Also nicht immer von Experten oder Unternehmen.
Warum ich ein Problem damit habe? GPTs sind wie eine Blackbox. Du weißt nicht:
- Welche Anweisungen der Mensch da genau hinterlegt hat
- Welche Daten darin verwendet werden: sind es 20 zusammen gegoogelte Artikel oder eigene umfangreiche Recherchen?
- Wie stark GPT auf deine Eingaben reagiert oder eher starr nach dem eigenen Skript abläuft.
Im besten Fall folgst du hier einem Ablaufplan, den sich jemand anderes ausgedacht hat. Im schlimmsten Fall hast du kaum Kontrolle über den Gesprächsverlauf.
Beim echten Coaching wäre das, als ob dein Coach, der dir nicht sagt, nach welchem Modell er coacht, mit welchem Ziel, und welche Werkzeuge er wofür einsetzt. Er weiß es – du nicht.
Deshalb nutze ich keine fremden GPTs für Denk- oder Coaching-Aufgaben. Wenn es um mich geht, will ich keine Blackbox, sondern ein Werkzeug, das ich selbst konfiguriere: Mein ChatGPT. Meine Personalisierung. Meine Prompts.
Teste ruhig ein paar GPTs. Aber wenn du selbst denken willst, dann ist freier Chat oft besser. Du kannst jederzeit mit einem normalen Chat starten – und dein eigenes Denk-Framework einbauen. (Oder meine Prompts verwenden. 😉)