7 ChatGPT-Fragen, die dir nicht helfen (und was du besser fragen solltest)

ChatGPT weiß alles und kann alles. Du brauchst kein Google mehr. Keine Bücher, keine Apps. Das ganze Wissen der Welt in einem einzigen Programm. Wie cool, wahr?

ChatGPT ist gewiss schlau, aber nicht schlauer als deine Frage.

Denn ChatGPT beantwortet deine Fragen nicht so, wie es eine menschliche Quelle tun würde. ChatGPT spiegelt deine Fragen als Antwort.

Es antwortet so, wie du fragst – inklusive aller Denkfehler, die du in deinen Prompt eingebaut hast. Wenn du schiefe Fragen stellst, bekommst du schiefe Antworten. Dabei klingen aber so überzeugend, dass du gar nicht merkst, dass da etwas schiefläuft.

Ich nenne es, ChatGPT-Denkfehler-Laufkreis. Denkfehler rein, Denkfehler raus.

In diesem Artikel zeige ich dir:

  • welche typischen ChatGPT-Fragen dich nicht weiterbringen
  • was du stattdessen fragen solltest
  • und was eine gute Frage an ChatGPT ausmacht

Spoiler: Wer ChatGPT richtig fragt, bekommt mehr als bloß Antworten.

ChatGPT-Fragen richtig stellen

Hier kommt die Hitliste der Denkfallen, inklusive besserer Alternativen.

1. „Was ist XY?“

Denkfehler: Du verwechselst plausibel mit wahr.

Diese Frage gehört zu den Klassikern beim ChatGPT-Start. Sie klingt harmlos, bringt dich aber nicht zur Wahrheit, sondern zur wahrscheinlichsten Formulierung.

Was passiert im Hintergrund? ChatGPT spuckt keine Fakten aus. Es berechnet, welche Wortfolge statistisch am besten passt. Das klingt schlau, weil ChatGPT so programmiert ist, dass die Antworten sehr überzeugend rüberkommen.

Beispiel: Du fragst „Was ist systemisches Denken?“ und bekommst eine Antwort, die auf Mix aus ein paar Fachbüchern, ein wenig Wikipedia, ein bisschen Foren aus dem Jahr 2020 und paar Meinungsblogs basiert. Ein gemischter Meinungs-Salat. Was davon wahr ist und falsch, musst du immer noch selbst herausfinden. Nur, dass dir in ChatGPT oft die Quellen fehlen.

Wie hättest du stattdessen fragen sollen? Ehrlich? ChatGPT gar nicht nach Definitionen fragen. Enzyklopädie oder Wikipedia sind da immer noch die beste Alternative. Und wenn sie zu schwer sind, dann kopieren sie und sende sie mit diesem Prompt zusammen:

Erklär mir XY so, als hätte ich keine Vorkenntnisse, aber will mitdenken.

Lösung: Bei „Was-ist-Fragen“ am besten den fachlich korrekten Kontext mitgeben.

2. „Schreib mir einen Text über XY.“

Denkfehler: Du erwartest Perfektion, bekommst aber Mittelmaß.

Diese Frage führt immer zu Texten von der Stange. Warum? Weil ChatGPT einfach berechnet, welche Wörter typischerweise in einem Text über XY vorkommen – und sie dann sauber aneinanderreiht.

Das Ergebnis ist wie eine Packliste für alle und keinen. Du würdest ja auch nicht mit der Standardliste für Mallorca, Island und Business-Trip verreisen – ohne eigene Ergänzungen?

Genauso wirkt der Text: glatt, generisch, unpersönlich. Vielleicht sachlich korrekt (vielleicht – siehe Frage 1), aber eben das, was eine Million Menschen im Durchschnitt schreiben würden.

Welche Perspektiven auf XY wären spannend?

Lösung: Erst Perspektive wählen, dann schreiben lassen. Nie umgekehrt.

3. „Welche Fragen kann ich ChatGPT stellen?“

Denkfehler: Du suchst danach, was du machen kannst, anstatt was du willst.

Bei so einer Frage wird ChatGPT die Fragen auflisten, die am häufigsten in den gängigsten Prompt-Listen vorkommen.

Das ist bequem, führt aber selten zu etwas, das wirklich passt. Und wenn doch, dann war’s ein Zufall. Beim nächsten Mal sieht’s schon wieder anders aus.

ChatGPT reagiert peinlich genau auf deine Fragen. Wenn du die Verantwortung für den ersten Gedanken abgibst, bekommst du genau das: Vorschläge, die wie aus einer Pinterest-Liste klingen.

Der Denkfehler dahinter: Du willst Input, bevor du selbst nachgedacht hast. Du hoffst, gute Fragen tauchen einfach auf, wenn du nur lange genug nach Prompts googelst. Aber so funktioniert Denken nicht.

Besser fragen:

Wie kann ich lernen, bessere Fragen an ChatGPT zu stellen?

Lösung: Keine Rezepte liefern, sondern selbst kochen lernen.

4. „Gib mir 10 Ideen für Selbstreflexion“

Denkfehler: Du verwechselst Menge mit Relevanz.

Die Frage klingt erstmal vernünftig. Du willst mehr über dich selbst nachdenken, also her mit den Ideen. Aber so eine Frage führt meist zu Listen, die zwar nett aussehen, aber wenig auslösen.

Typische Antwort:

  1. Journaling
  2. Spaziergang
  3. Meditation

  4. Du kennst den Rest.

Die Liste ist nicht falsch. Aber sie ist auch nicht deins. Der Denkfehler liegt in der Hoffnung, dass Quantität Erkenntnis bringt. „10 Ideen“ klingt nach Abwechslung, liefert aber oft nur mehr vom Gleichen.

Was sind typische Denkfehler bei der Selbstreflexion – und wie könnte ich sie vermeiden?

Lösung: Ideen, die polarisieren, sind spannender als 10 Ideen, die alle schon hatten.

5. „Was ist der Sinn des Lebens?“

Denkfehler: Du suchst Tiefe aus dem Nichts heraus.

Sinn ist subjektiv. Diese Frage ist so gestellt, als gäbe es eine allgemeingültige Antwort.

Was du bekommst: ein bisschen Viktor Frankl, ein bisschen Religion, ein bisschen Lebenshilfe und ein paar Kalenderweisheiten dazu. Ein gut formulierter Text, der klingt, als hätte ihn jemand für … irgendwen geschrieben.

Diese Frage verlangt Haltung. Aber ChatGPT hat keine. Keine Meinung, keine Position. Für die KI ist „Sinn des Lebens“ nur ein Wort – genauso wie „Bananenkisten“. Buchstäblich.

Besser fragen:

Welche Denkmodelle gibt es zum Sinn des Lebens – und wie unterscheiden sie sich?

Lösung: Verlange Denkanstöße statt Floskeln.

6. „Was ist besser: A oder B?“

Denkfehler: Du zwingst ChatGPT zu entscheiden, ohne Alternativen.

Du willst eine Entscheidung treffen und hoffst, dass ChatGPT sie dir abnimmt. Tut es aber nicht. Denn es gibt dir keinen individuellen Rat, sondern die Antwort, die statistisch gesehen am häufigsten gegeben wird.

Es ist eine Schätzung, was andere für besser halten würden. ChatGPT vergleicht für dich Worte, keine Lebensrealitäten.

Und ChatGPT ist gehörig. Wenn du ihm keinen Ausweg in der Frage lässt, dann sucht es auch keinen. Übrigens, wenn eine Frage 50/50 beantwortet werden kann, dann kann ChatGPT bei genau dem gleichen Prompt eine andere Option „empfehlen“.

Besser fragen:

Welche Kriterien sprechen für A, welche für B, und welche Optionen gibt es noch?

Lösung: Gib nicht bereits in der Frage vor, was du in der Antwort sehen willst.

7. „Was soll ich tun?“

Denkfehler: Du gibst die Verantwortung ab.

Das ist wahrscheinlich die naheliegendsten aller Fragen. Und gleichzeitig die, bei der ChatGPT am wenigsten helfen kann, zumindest, wenn du sie so stellst.

Du hoffst, dass ein kluger Satz von ChatGPT dir die Richtung zeigt. Eigentlich nicht schlecht, nur dass es eine von 100 möglichen Richtungen sein wird. ChatGPT gibt dir aber nur eine, vielleicht zwei.

ChatGPT kann dir zwar sagen, was du tun sollst, aber dafür kannst du auch Glücksrad nutzen oder Karten legen (lassen). Das ist ungefähr genauso zielführend.

Hilf mir, meine Optionen zu sortieren – ich erzähle dir die Situation.

Lösung: lass die Antwort offen, so wird ChatGPT breiter denken.

Mit diesem Prompt wird alles klar

Häufige Fragen zu ChatGPT-Fragen

Alles, aber nicht alles bringt dich weiter. Gute Fragen sind konkret, haben ein Ziel und lassen ChatGPT Spielraum zum Denken.

Fragen, die offen, differenziert und kontextreich sind. Vermeide Ja/Nein-Fragen oder solche, bei denen du nur einen Text von der Stange willst.

Zum Beispiel: „Was ist XY?“, „Was soll ich tun?“ oder „Was ist besser – A oder B?“ Diese Fragen zwingen ChatGPT dir eine Antwort zu geben, die dir die Kontrolle entzieht.

Nein. ChatGPT wird deine Fragen immer beantworten. So ist es programmiert. Fragen ohne Kontext, mit zu viel Subjektivität oder ethischer Sprengkraft führen aber meist zu vagen, nutzlosen Antworten, die keinem helfen.

Herzlichen Glückwunsch.
Du bist weiter als 90 % der ChatGPT-Benutzer, die die KI-Antworten unkritisch konsumieren. Es ist der perfekte Zeitpunkt, in einen Dialog einzusteigen: Widerspreche. Sage ChatGPT, was dir nicht passt. Schau zu, was sich daraus ergibt. Weitere Ideen für das kritische Denken mit ChatGPT findest du in dem Artikel ChatGPT für persönliche Entwicklung.

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